Er war der erste schwarze Star der USA: Tod von Legende Harry Belafonte schockt Million
Er war einst einer der größten Megastars der USA. Als Sänger sorgte er für eine musikalische Revolution, deren Folgen noch heute zu spüren sind, und auch als Schauspieler begeisterte er die Welt. Nun ist Harry Belafonte 96-jährig verstorben. Mit ihm geht einer der größten Entertainer aller Zeiten.
"Day-Ooo". Kaum jemand, der die Melodie zu diesen Worten nicht sofort im Ohr hat. Wenn nicht im Original, dann vielleicht in der deutschen Kinderversion von Rolf Zuckowski: "Theo, mach mir ein Bananenbrot." Der eigentliche Text jedoch hatte einen deutlich ernsteren Hintergrund als den Heißhunger auf ein mit Bananenscheiben belegtes Brot. Er handelt von Arbeitern, die in der Hitze auf einer Bananenplantage schuften müssen und sich danach sehnen, dass die Sonne untergeht, damit sie endlich nach Hause gehen können.
Mit diesem Song, "Banana Boat (Day-O)" – oft auch einfach "Banana Boat Song" genannt – hatte Harry Belafonte 1956 einen der größten Hits der 50er-Jahre. Ursprünglich war das Lied ein traditionelles jamaikanisches Volkslied – was Belafontes Erfolg umso erstaunlicher machte. Auch weil er kein Stück im Stile der damals gängigen amerikanischen Popmusik daraus machte. Belafonte, dessen Eltern aus Jamaika kamen, während er selbst in New York geboren wurde, sang die Nummer als Calypso, einer lateinamerikanischen Musikrichtung.
Durch diese Entscheidung gehört Belafonte in eine Reihe mit legendären Musikern wie Bob Dylan, Johnny Cash oder den Beatles: allesamt Künstler, die entgegen allen guten Rates an ihren Prinzipien festhielten und mit ihren Erfolgen alle Zweifler im Regen stehen ließen.
Neuerfindung nach eigenen Prinzipien
Seinen ersten Plattenvertrag nämlich hatte Belafonte bereits 1950 unterschrieben. Doch seine Plattenfirma, Capitol Records, legte ihm Stücke im Stile der erfolgreichen Songs der Zeit vor: Standards des "Great American Songbook", das die Instrumentierung des Jazz mit der frühesten Form des Popsongs verband, wie er tagein, tagaus von den professionellen Songschreiben der berüchtigten Tin Pan Alley in New York geschrieben wurden.
Belafonte fürchtete einen Identitätsverlust. Und um den zu verhindern, griff er zu einer für einen Newcomer bemerkenswerten Maßnahme: Er löste seinen Plattenvertrag kurzerhand wieder auf. Statt seine ersten Aufnahmen für eine große Plattenfirma auf Band pressen zu lassen, erfand er sich neu, sang fortan ausschließlich Musik im Stile der westindischen Inseln und trat in einem New Yorker Nachtclub auf.
Lohnen sollte sich dieser Schritt erst einige Jahre später, eben 1956, als Belafonte mit seiner "Banana Boat"-Interpretation die Charts stürmte. Das dazugehörige Album "Calypso" brach einige Rekorde. So wurde es zum ersten Longplayer eines Solokünstlers, von dem eine Million Exemplare verkauft wurden. Das alte amerikanische Showbiz sollte bald Geschichte sein.
Zum einen kam bereits die Rock'n'Roll-Welle angerollt, die die alten Strukturen auf immer aufbrechen sollte. Und dann war da eben noch Belafonte, der – geradezu eigenhändig – dafür sorgte, dass der Fokus der breiten Öffentlichkeit auf einmal auf andere Länder gerichtet war, konkret: denen südlich der USA. Nach dem Erfolg von "Calypso" war lateinamerikanische Kultur aus dem amerikanischen Kulturbetrieb plötzlich nicht mehr wegzudenken.
Vom Entertainer zum politischen Aktivisten
Auch auf die Leinwand verschlug es Belafonte. In Otto Premingers "Carmen Jones", einer Musical-Adaption der Oper "Carmen", begeisterte er Kinobesucher auf der ganzen Welt. Weitere Rollen, etwa in "Heiße Erde" oder "Samstagnacht im Viertel der Schwarzen" sollten folgen.
In späteren Jahren arbeitete er vor allem mit der 2006 verstorbenen Regie-Legende Robert Altman zusammen. Auch Fernsehgeschichte hat Belafonte geschrieben: 1960 gewann er als erster Schwarzer einen Emmy, und das für sein eigenes Fernseh-Special: "Tonight with Belafonte". Der Plan, für denselben Sponsor fünf weitere solcher Specials aufzuzeichnen, platzte, nachdem der Sponsor verlangt hatte, das keine schwarzen und weißen Performer gleichzeitig zu sehen sein dürften. Der Superstar wollte von Rassentrennung nichts wissen.
Belafonte darf vielleicht als erster schwarzer Megastar gelten. Natürlich war er weit davon entfernt, der erste schwarze Star zu sein. Er trat auch in die Fußstapfen von Musikgrößen wie Ella Fitzgerald, Louis Armstrong oder Billie Holiday. Doch Belafontes Erfolg war allumfassend: Ob Musik, Kino oder Fernsehen. Belafonte versuchte sich an alldem und dann gelang es ihm auch noch, in alldem erfolgreich zu sein. In den 50er-Jahren konnte sich kaum jemand mit seinen Erfolgen messen.
Wie Harry Belafonte dem ersten schwarzen US-Präsidenten den Weg ebnete
Belafonte nutzte seinen Ruhm schließlich, um über seine Rolle als Entertainer hinauszuwachsen. Der Mann, der Amerika beibrachte, über die eigenen kulturellen Grenzen zu schauen, war ein engagierter Bürgerrechtler.
Er war einst einer der größten Megastars der USA. Als Sänger sorgte er für eine musikalische Revolution, deren Folgen noch heute zu spüren sind, und auch als Schauspieler begeisterte er die Welt. Nun ist Harry Belafonte 96-jährig verstorben. Mit ihm geht einer der größten Entertainer aller Zeiten.
"Day-Ooo". Kaum jemand, der die Melodie zu diesen Worten nicht sofort im Ohr hat. Wenn nicht im Original, dann vielleicht in der deutschen Kinderversion von Rolf Zuckowski: "Theo, mach mir ein Bananenbrot." Der eigentliche Text jedoch hatte einen deutlich ernsteren Hintergrund als den Heißhunger auf ein mit Bananenscheiben belegtes Brot. Er handelt von Arbeitern, die in der Hitze auf einer Bananenplantage schuften müssen und sich danach sehnen, dass die Sonne untergeht, damit sie endlich nach Hause gehen können.
Mit diesem Song, "Banana Boat (Day-O)" – oft auch einfach "Banana Boat Song" genannt – hatte Harry Belafonte 1956 einen der größten Hits der 50er-Jahre. Ursprünglich war das Lied ein traditionelles jamaikanisches Volkslied – was Belafontes Erfolg umso erstaunlicher machte. Auch weil er kein Stück im Stile der damals gängigen amerikanischen Popmusik daraus machte. Belafonte, dessen Eltern aus Jamaika kamen, während er selbst in New York geboren wurde, sang die Nummer als Calypso, einer lateinamerikanischen Musikrichtung.
Durch diese Entscheidung gehört Belafonte in eine Reihe mit legendären Musikern wie Bob Dylan, Johnny Cash oder den Beatles: allesamt Künstler, die entgegen allen guten Rates an ihren Prinzipien festhielten und mit ihren Erfolgen alle Zweifler im Regen stehen ließen.
Neuerfindung nach eigenen Prinzipien
Seinen ersten Plattenvertrag nämlich hatte Belafonte bereits 1950 unterschrieben. Doch seine Plattenfirma, Capitol Records, legte ihm Stücke im Stile der erfolgreichen Songs der Zeit vor: Standards des "Great American Songbook", das die Instrumentierung des Jazz mit der frühesten Form des Popsongs verband, wie er tagein, tagaus von den professionellen Songschreiben der berüchtigten Tin Pan Alley in New York geschrieben wurden.
Belafonte fürchtete einen Identitätsverlust. Und um den zu verhindern, griff er zu einer für einen Newcomer bemerkenswerten Maßnahme: Er löste seinen Plattenvertrag kurzerhand wieder auf. Statt seine ersten Aufnahmen für eine große Plattenfirma auf Band pressen zu lassen, erfand er sich neu, sang fortan ausschließlich Musik im Stile der westindischen Inseln und trat in einem New Yorker Nachtclub auf.
Lohnen sollte sich dieser Schritt erst einige Jahre später, eben 1956, als Belafonte mit seiner "Banana Boat"-Interpretation die Charts stürmte. Das dazugehörige Album "Calypso" brach einige Rekorde. So wurde es zum ersten Longplayer eines Solokünstlers, von dem eine Million Exemplare verkauft wurden. Das alte amerikanische Showbiz sollte bald Geschichte sein.
Zum einen kam bereits die Rock'n'Roll-Welle angerollt, die die alten Strukturen auf immer aufbrechen sollte. Und dann war da eben noch Belafonte, der – geradezu eigenhändig – dafür sorgte, dass der Fokus der breiten Öffentlichkeit auf einmal auf andere Länder gerichtet war, konkret: denen südlich der USA. Nach dem Erfolg von "Calypso" war lateinamerikanische Kultur aus dem amerikanischen Kulturbetrieb plötzlich nicht mehr wegzudenken.
Vom Entertainer zum politischen Aktivisten
Auch auf die Leinwand verschlug es Belafonte. In Otto Premingers "Carmen Jones", einer Musical-Adaption der Oper "Carmen", begeisterte er Kinobesucher auf der ganzen Welt. Weitere Rollen, etwa in "Heiße Erde" oder "Samstagnacht im Viertel der Schwarzen" sollten folgen.
In späteren Jahren arbeitete er vor allem mit der 2006 verstorbenen Regie-Legende Robert Altman zusammen. Auch Fernsehgeschichte hat Belafonte geschrieben: 1960 gewann er als erster Schwarzer einen Emmy, und das für sein eigenes Fernseh-Special: "Tonight with Belafonte". Der Plan, für denselben Sponsor fünf weitere solcher Specials aufzuzeichnen, platzte, nachdem der Sponsor verlangt hatte, das keine schwarzen und weißen Performer gleichzeitig zu sehen sein dürften. Der Superstar wollte von Rassentrennung nichts wissen.
Belafonte darf vielleicht als erster schwarzer Megastar gelten. Natürlich war er weit davon entfernt, der erste schwarze Star zu sein. Er trat auch in die Fußstapfen von Musikgrößen wie Ella Fitzgerald, Louis Armstrong oder Billie Holiday. Doch Belafontes Erfolg war allumfassend: Ob Musik, Kino oder Fernsehen. Belafonte versuchte sich an alldem und dann gelang es ihm auch noch, in alldem erfolgreich zu sein. In den 50er-Jahren konnte sich kaum jemand mit seinen Erfolgen messen.
Wie Harry Belafonte dem ersten schwarzen US-Präsidenten den Weg ebnete
Belafonte nutzte seinen Ruhm schließlich, um über seine Rolle als Entertainer hinauszuwachsen. Der Mann, der Amerika beibrachte, über die eigenen kulturellen Grenzen zu schauen, war ein engagierter Bürgerrechtler.
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